Havarie ist ein Schadensfall für Schiff und/oder Ladung. Viele Havarien entstehen durch den Ausfall der Steuerungsmöglichkeit bei einem Schaden an der Hauptmaschine. Das Schiff wird dann manövrierunfähig und ist damit Wellen, Wind und Meeresströmungen ausgeliefert. Andere Ursachen für Havarien sind Brand, Kollision, Sturm oder menschliches Versagen. Wenn das Schiff seine Fahrt wegen der Havarie unterbrechen muss, bezeichnet man dies als "Havarie grosse". Der versicherungsrechtliche Abwicklungsvorgang wird Havarei genannt.
Bekannte Havarien sind die großen Tankerunglücke, bei denen hunderttausende Tonnen Rohöl ausliefen und die Umwelt verseuchten: 1978 havarierte die AMOCO CADIZ vor der Bretagne, 1989 die EXXON VALDEZ vor Alaska, 1999 die ERIKA in der Biskaya, 2002 die PRESTIGE vor der spanischen Küste. Bei den Containerschiffen machen zumeist im Sturm übergehende Container den Havarie-Schaden aus. 2007 brach allerdings durch Zusammentreffen eines Konstruktionsfehlers der MSC NAPOLI, falsch deklarierter Containergewichte und des Sturms "Kyrill" dieses 275 m lange Containerschiff vor Südengland auseinander.
Die Havarie der CSCL Indian Ocean in der Elbe bei Lühesand zwischen Stade und Hamburg endete glimpflich und war für fünf Tage eine große Touristenattraktion. In der Nacht zum 4.2.2016 war bei dem fast 400 Meter langen Großcontainerschiff ein elektronisches Teil der Ruderanlage ausgefallen und das Schiff mithilfe der Bugstrahlruder neben der Fahrrinne der Elbe auf Schlick gesetzt worden. So wurde ein Versperren der Fahrrinne vermieden. Mehrere Versuche, den Containerriesen am nächsten Tag mit Schleppern aus dem Schlick zu ziehen, scheiterten. Für ein Entladen von Containern stand kein Schwimmkran in der erforderlichen Größe zur Verfügung. Das Havarie-Kommando entschloss sich daher, für einen neuen Versuch die Springflut in den Morgenstunden des 9.2.2016 abzuwarten und bis dahin Treibstoff abzupumpen und durch Hopperbagger ((Laderaumsaugbagger) den Schlick zwischen Havaristen und Fahrrinne abzutragen. Mit der vereinten Kraft von zwölf Schleppern, darunter zwei Hochseeschlepper, konnte die CSCL Indian Ocean schließlich wie geplant aus dem Schlick befreit werden. Das defekte Teil der Ruderanlage war inzwischen repariert worden.
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