Die für die Handelsschifffahrt wichtigen Schlepper (tug, tugboat) sind die Hafenschlepper, mit deren Assistenz das Schiff zum Liegeplatz bugsiert wird. Sie werden daher auch Assistenzschlepper (Seeschiff-Assistenz-Schlepper) oder Bugsierschlepper genannt. Darüber hinaus gibt es hochseetüchtige Schlepper, die etwa zum Verschleppen von Bohrinseln (Ankerziehschlepper) oder Bergung havarierter Schiffe (Bergungsschlepper) eingesetzt werden. Kleinere Schlepper in der Binnenschifffahrt schleppen Schuten und Schleppverbände.
Die Assistenz der Schlepper im Hafen besteht darin, in Zusammenarbeit mit den Lotsen und Kapitänen die unzureichende Manövrierfähigkeit der Seeschiffe wettzumachen. Die wichtigste Aufgabe ist das Aufstoppen, das Abbremsen der Seeschiffe, weshalb in der Regel mindestens ein Schlepper am Heck (Heckschlepper) benötigt wird. Im übrigen müssen die Schlepper die großen Seeschiffe ziehen, wenden und an die Kaimauer drücken können. Sie haben dazu eine enorme Maschinenleistung von 1500 kW bis 4000 kW mit einem Pfahlzug bis zu 60 Tonnen. Die Schlepper manövrieren nicht mit einem Ruder sondern einem speziellen Antriebssystem, mit dem sie auf der Stelle wenden und vorwärts und rückwärts gleichstark ziehen bzw. drücken können. Zumeist handelt es sich entweder um das Voith-Schneider-Antriebssystem mit einer rotierenden, mit Flügeln versehenen Scheibe unterhalb des Schleppers oder um das Schottel-Antriebssystem mit einzeln steuerbaren Propellern an einer drehbaren Scheibe am Rumpf des Schleppers.
Zum Festmachen fährt der Schlepper nahe an das Seeschiff heran, so dass der Decksmann die von Schiff herübergeworfene Wurfleine fangen und mit der Jagerleine (Aufholer) verknoten kann. Durch ein Zeichen, das Überkreuzen der Arme, signalisiert der Decksmann, dass die Jagerleine fest ist. Die Jagerleine ist so stark, dass mit ihr vom Seeschiff aus die schwere Schleppleine (meist Stahlseil) an Bord gezogen werden kann. Ist alles verbunden, geht der (Heck)Schlepper auf einen Abstand von ca. 40 Meter zum Seeschiff, um aus dessen Schraubenwasserbereich zu kommen und meldet sich beim Lotsen. Zum Aufstoppen wird die Schlepperleine straff (tight) gezogen, wobei ein Reißen der Schleppleine durch den plötzlichen Ruck durch einen sog. Recker, ein dehnbares Kunststoffteil in der Schleppleine, verhindert wird.
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